Treffen mit der Auslandspresse: Warum steht Meinl-Reisingers Außenpolitik in der Kritik?
Die außenpolitische Linie von Beate Meinl-Reisinger bleibt sichtbar, aber fragil. Diese Analyse und Beobachtung aus Wien von Birol Kilic verweist auf dokumentarische Lücken, rhetorische Überlastung und die Notwendigkeit diplomatischer Tiefe und Transparenz. Notizen und diplomatische Einschätzungen nach den UN-Gesprächen mit Außenministerin Beate Meinl-Reisinger.
von Birol Kilic, Analysen und Beobachtungen aus Wien, 01.10.2025
Nach der Generalversammlung der Vereinten Nationen in New York äußerte sich die österreichische Außenministerin Beate Meinl-Reisinger zu den Sitzungen, an denen sie gemeinsam mit Bundeskanzler Christian Stocker und Bundespräsident Alexander Van der Bellen teilgenommen hatte. Im Rahmen dieser Gespräche, die auf das Interesse der renommierten Auslandspressevereinigung Österreichs stießen, empfing Ministerin Meinl-Reisinger die Mitglieder des Verbandes im Außenministerium in Wien. Während des Treffens beantwortete sie die Fragen der Pressevertreter und informierte über ihre diplomatischen Kontakte während der UN-Woche sowie über die außenpolitischen Prioritäten Österreichs.
Am 30. September 2025 empfing die Außenministerin und NEOS-Vorsitzende Beate Meinl-Reisinger die interessierten Mitglieder des renommierten Verbands der Auslandspresse in Wien. Dem Verband gehöre ich seit mehr als 35 Jahren an und durfte sogar Bruno Kreisky erleben. Österreich ist vielleicht klein, hat aber eine große Vergangenheit. Das Außenministerium ist ein Juwel unter den Ministerien und jedes Wort und jede Mimik zählen.
Bei diesem Treffen nach der Rückkehr von der UN-Generalversammlung beantwortete die Ministerin die Fragen der internationalen Pressevertreter. Ihre diplomatischen Kontakte und kritischen Äußerungen fanden sowohl in der österreichischen Öffentlichkeit als auch in der internationalen Presse Beachtung. Zur historischen Dokumentation werde ich einige der gestellten Fragen und Antworten sowie die relevanten offiziellen Quellen darlegen.
Gespräche mit 91 Staaten
Bei der Pressekonferenz nach der UN-Generalversammlung erklärte Außenministerin Beate Meinl-Reisinger, dass Österreich am 26. Juni 2026 offiziell seine Kandidatur für einen nichtständigen Sitz im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen eingereicht habe. In diesem Zusammenhang habe sie persönliche Gespräche mit den Außenministern und hochrangigen Vertretern von 91 Staaten geführt. Als konkurrierende Länder nannte sie Deutschland und Portugal. Diplomatische Beobachter, die diese Bemühungen genau verfolgten, wiesen darauf hin, dass Österreichs außenpolitische Linie sich in den letzten Jahren von der Neutralitätsdoktrin entfernt habe, was die Erfolgschancen infolgedessen beeinträchtigen könnte. Österreichs Kandidatur wird im Vergleich zu Portugal und Deutschland als schwach eingeschätzt. Laut einer Analyse der DPA scheint das Neutralitätsimage Österreichs im Zuge dieser Kandidatur beschädigt worden zu sein.
In ihrer Rede betonte die Ministerin die sicherheits- und verteidigungspolitischen Ziele Österreichs und bekräftigte insbesondere das Engagement für den Friedensprozess in der Ukraine. Sie bezog sich indirekt auf die Aussage von US-Präsident Donald Trump, wonach „Russland diesen Krieg verlieren muss“, und erklärte, dass sie diese Haltung unterstütze.
Beziehungen zu Russland und historische Erinnerungen
Angesichts des 80. Jahrestages des Endes des Zweiten Weltkriegs und des 70. Jahrestages der Gründung der Zweiten Republik hob sie die Bedeutung dieser historischen Wendepunkte hervor. Im Rahmen der Gedenkveranstaltungen zum 80. Jahrestag des Kriegsendes wurde daran erinnert, dass Wien und Umgebung von der Nazi-Besatzung durch sowjetische Truppen befreit wurden. In diesem Zusammenhang sprach Meinl-Reisinger über persönliche Erinnerungen aus ihrer Familie, insbesondere von Frauen, und erwähnte negative Erfahrungen mit sowjetischen Soldaten. Laut Ihren Aussagen habe es solche Erlebnisse in den von amerikanischen und britischen Truppen besetzten Gebieten nicht gegeben.
Meinl-Reisinger wird heute vorgeworfen, Österreich zu stark in EU-Rüstungsinitiativen einzubinden, z. B. Zustimmung zu Programmen wie „Re-Arm Europe“ oder dem „White Paper for European Defence Readiness 2030“
Äußerungen von Medwedew und Österreichs Reaktion
Am 15. September 2025 veröffentlichte Dmitri Medwedew, stellvertretender Vorsitzender des russischen Sicherheitsrates und ehemaliger Präsident, auf seinem offiziellen Telegram-Kanal eine spöttische Bemerkung über Außenministerin Beate Meinl-Reisinger. Diese Äußerung erfolgte im Zusammenhang mit ihren kritischen Aussagen zum Ukraine-Krieg und den Vorwürfen, Österreich habe sich von seiner Neutralität entfernt. Medwedews Wortlaut: „Der Rausch des österreichischen Weins scheint vorbei zu sein, Beate ist jetzt nüchtern und sehr ängstlich. Sie hätte im Geschichtsunterricht besser aufpassen sollen…“
Diese Aussagen fanden breite Resonanz in der österreichischen Presse. Die NEOS-Partei und das Verteidigungsministerium erklärten, solche Äußerungen seien nicht ernst zu nehmen und Teil hybrider Kriegsführung.
Bei diesem Auslandpressetreffen erklärte Meinl-Reisinger, Russland teste den Einfluss auf die Europäische Union und Österreich durch Methoden der hybriden Kriegsführung. Drohnen und persönliche Angriffe seien Teil dieser Strategie.
Im August 2025 hatte Medwedew mit militärischen Konsequenzen gedroht, sollte Österreich der NATO beitreten. Meinl-Reisinger wies diese Drohungen entschieden zurück und forderte Russland auf, seine Angriffe in der Ukraine zu beenden.
Derzeit ist Russland in Wien nicht durch einen Botschafter vertreten; die diplomatische Vertretung erfolgt auf Geschäftsträgerebene. Dmitri Ljubinski, langjähriger Botschafter, wurde im August 2025 zum stellvertretenden Außenminister Russlands ernannt.
Meinl-Reisinger erklärte, es gebe keine Friedenssignale aus Russland und sagte: „Russland eskaliert weiter.“ Sie betonte zudem, dass Ungarn die Bedeutung von Einheit und Solidarität hoffentlich innerhalb der EU erkannt habe. Die Ministerin unterstützte den Appell von US-Präsident Trump an die EU-Staaten, kein Öl und Gas mehr aus Russland zu beziehen. Seit 2025 fließt kein russisches Gas mehr nach Österreich; die Versorgung sei gesichert, jedoch seien die Preissteigerungen auffällig.
Israel und Gaza
Auf die Frage einer Nachrichtenagentur, ob in Gaza ein Völkermord stattfinde, antwortete Meinl-Reisinger nicht inhaltlich, sondern direkt an den Journalisten gerichtet: „Ich teile Ihre Meinung nicht.“
„Ich teile Ihre Meinung nicht“-Polemik
Nach über 35 Jahren journalistischer Beobachtung in Wien ist eine solche Reaktion als unüblich zu bewerten. Es handelte sich um eine polemische Antwort auf eine journalistische Frage der „vierten Gewalt“ an die „erste Gewalt“ in ihrer Funktion als Kontrollinstanz. Die Antwort hätte sachlich und nüchtern erfolgen sollen, unabhängig von ihrer inhaltlichen Ausgestaltung, und die Journalistin weder belehren noch durch Mimik und Gestik verunsichern dürfen.
Wenn man der deutschen Sprache zwar gut, aber nicht ausreichend mächtig ist und zugleich eine der wichtigsten Presseagenturen seines Landes vertritt, sollte man die gestellten Fragen – die auf unterschiedlichen Quellen beruhen und keine persönliche Meinung darstellen – klar beantworten.
Man sollte nicht mit Journalistinnen und Journalisten philosophieren oder mit Formulierungen wie „Ich teile Ihre Meinung nicht“ reagieren, als befände man sich auf gleicher Ebene in einer Diskussionsrunde. Man sollte die Frage einfach mit Ja oder Nein beantworten oder aus seinen breit gefächerten und jahrelangen Kenntnissen in den Bereichen Geschichte, Religion, Philosophie und Diplomatie eine nette Antwort geben, relativieren oder direkt sachlich antworten, damit man etwas zu zitieren hat und sich dem Thema entziehen kann.
Dafür gibt es andere Gelegenheiten, etwa nach dem offiziellen Teil – etwa in einem kurzen informellen Gespräch von fünf Minuten, das den Journalistinnen und Journalisten ein Gefühl dafür vermittelt, wie man persönlich spricht und auftritt. In diesem Fall verließ sie den Raum unmittelbar nach der Pressekonferenz mit der internationalen Presse, ohne sich drei Minuten für ein informelles Gespräch mit den Medienvertreterinnen und -vertretern zu nehmen.
Das ist ihr gutes Recht. Aber mit einer hektischen, belehrenden und polemisierenden Art kann man im Umgang mit Journalistinnen und Journalisten nicht bestehen. Sie sind gekommen, um der Außenministerin der Republik Österreich Fragen zu stellen, Berichte zu verfassen und Analysen zu erstellen – die Zeit ist knapp, und es geht nicht um persönliche Befindlichkeiten. Dafür gibt es keinen Applaus – und man entfernt sich vom eigentlichen Thema. Wie jetzt! Wie jetzt? Solche Fälle gibt es manchmal bei einigen Journalisten. Da hat man Empathie mit den Journalisten, aber wenige mit der Außenministerin, weil sie hier im Namen des Außenministeriums der Republik und nicht persönlich zur Frage und Antwort steht.
Weiter…
Anschließend erklärte die Ministerin, Israel verstoße gegen die Regeln des humanitären Völkerrechts, der Krieg in Gaza müsse sofort beendet werden und humanitäre Hilfe solle durch die Vereinten Nationen UN organisiert werden. Die Beteiligung privater Akteure wie URW lehne sie ab.
Meinl-Reisinger sagte, Sanktionen der EU gegen Israel würden zur Lösung des Konflikts nicht beitragen. Sie verwies auf die Waldheim-Krise in der österreichischen Geschichte und erklärte, Sanktionen könnten kontraproduktiv wirken. Während der Präsidentschaftswahlen war Waldheim wegen seiner NS-Vergangenheit international kritisiert worden; Österreich reagierte mit einem Appell zur nationalen Einheit.
Die Ministerin sprach sich gegen eine Aufkündigung des EU-Assoziierungsabkommens mit Israel aus. Sie erklärte, der offene Brief an Israel mit der Forderung nach einem sofortigen Kriegsstopp sei Ausdruck einer klaren Haltung und „ehrlich gegenüber Freunden“. Die Kündigung des Abkommens sei sinnlos und würde den diplomatischen Kanälen nicht dienlich sein.
Meinl-Reisinger betonte, Israel fühle sich isoliert und unterstützte den 21-Punkte-Plan für Gaza, den Premierminister Netanyahu gemeinsam mit US-Präsident Trump vorgestellt hatte. Sie sprach sich gegen Forderungen aus, Israel solle sich vom Eurovision Song Contest 2026 in Wien zurückziehen, und sagte: „Das ist ein Kultur- und Musikfestival – ein falsches Signal.“
Beziehungen zur Türkei und Menschenrechtsagenda
Auf Fragen zu Pressefreiheit, Menschenrechtsverletzungen und Gerichtsverfahren gegen Oppositionsführer in der Türkei antwortete Meinl-Reisinger: „Ich habe mit dem türkischen Außenminister Hakan Fidan über Menschenrechte gesprochen. Es ist für uns sehr wichtig, dass die Türkei ein stabiles Land ist und bleibt.“
Diese Aussage wurde von einigen Pressevertretern als unzureichend bewertet. Recherchen zu diplomatischen Kontakten mit der Türkei ergaben, dass während der UN-Generalversammlung in New York kein bestätigtes Treffen mit Hakan Fidan stattgefunden hat. Das letzte bilaterale Gespräch fand am 8. Mai 2025 beim informellen Treffen der EU-Außenminister in Warschau statt. Dass dieses Gespräch während der UN-Woche nicht wiederholt wurde, deutet auf eine begrenzte diplomatische Verbindung hin.
Meinl-Reisinger, der ein Foto von Präsident Erdoğan und Volodimir Zelenski auf seinem Twitter-Account geteilt hatte, entfernte diesen Beitrag. Die Zeitung Cumhuriyet und die regionalen österreichischen türkischen Zeitungen haben darüber berichtet.


Nicht New York, sondern Warschau – 8. Mai 2025
Die Fotos vom Treffen zwischen Beate Meinl-Reisinger und Hakan Fidan stammen vom 8. Mai 2025 und wurden beim informellen Treffen der EU-Außenminister im Gymnich-Format in Warschau aufgenommen.
Die Aussage des Außenministeriums zur Festnahme von Ekrem İmamoğlu lautete damals : „Die Achtung der Rechtsstaatlichkeit und eine starke Zivilgesellschaft sind für die Beziehungen zwischen der Türkei und Europa von entscheidender Bedeutung. Friedliche Versammlungen und Meinungsfreiheit sind Grundpfeiler der Demokratie und dürfen nicht gezielt eingeschränkt werden.“
Bei dieser Pressekonferenz hat die Außenministerin das Thema Presseferihet und Menschenrechtsverletzungen nicht angesprochen, obwohl sie nach den direkten Fragen die Möglichkeit dazu gehabt hätte.
Meinl-Reisinger verwies auf die strategische Bedeutung der Türkei innerhalb der NATO und plädierte für die Fortsetzung des Dialogs und der Zusammenarbeit anstelle eines Abbruchs der Beziehungen.
Nach der Pressekonferenz wurde der Pressesprecher von Meinl-Reisinger gefragt, ob ein Treffen mit dem syrischen Präsidenten Ahmet Sara stattgefunden habe. Die Antwort lautete: „Ja, es wurde gesprochen“, allerdings ohne Angaben zum Inhalt. Die Ministerin verließ den Raum zügig, ohne das übliche informelle Gespräch mit den anwesenden Journalistinnen und Journalisten kurz zu führen.
Allgemeiner Überblick
Diplomatische Darstellung, mediale Kritik und strukturelle Brüche in Österreichs Außenpolitik
Die dreifache Rolle Meinl-Reisingers als Außenministerin, Parteivorsitzende der NEOS und liberale Regierungsvertreterin wird zunehmend kritisch hinterfragt. Während Parteisprecher betonen, dass Meinl-Reisinger für das „große Ganze“ zuständig sei und andere sich um Details kümmern, zeigen Umfragen wie der APA-Vertrauensindex, dass diese neue Rollenverteilung in der Bevölkerung noch nicht akzeptiert ist. Die Parteistruktur scheint sich zu einer Organisation entwickelt zu haben, die auch ohne physische Präsenz der Vorsitzenden funktioniert.
Ihre jüngste Reise in den Nahen Osten – mit Stationen in Israel, Palästina und Jordanien – erfolgte nach Ausbruch des Gaza-Kriegs und wurde als diplomatisch riskant bewertet. Beim Treffen mit Israels Außenminister Gideon Saar sagte sie: „Ich bin als Freundin gekommen, aber ich habe einige Dinge klar angesprochen.“ Ihre Reaktion auf die arabischsprachige Rede des palästinensischen Außenministers ohne englische Übersetzung wurde als Belastung ihrer diplomatischen Geduld gewertet. Diese Kontakte wurden als Abkehr von Österreichs traditionell israelfreundlicher Linie interpretiert.
Ihre Aussage „Wir sind militärisch neutral, aber nicht politisch“ sowie ihre drei Besuche in der Ukraine – darunter ein Foto in traditioneller ukrainischer Kleidung – wurden von der FPÖ mit dem Etikett „NATO-Beate“ kritisiert. Spöttische Kommentare von Dmitri Medwedew auf Telegram zeigen, dass Österreichs Neutralitätsprinzip international hinterfragt wird. Die Aussage der Ministerin wurde sowohl innenpolitisch als auch in der internationalen Presse als ambivalent bewertet.
Bei ihrer Rede vor der UN-Generalversammlung in New York verurteilte Meinl-Reisinger Hamas ausdrücklich und bezeichnete Israels Vorgehen als „herzzerreißend“. Ihr Versuch, eine ausgewogene Haltung zu zeigen, wurde von internationalen Medien als rhetorisch eingestuft; konkrete diplomatische Schritte fehlten.
Das angebliche Treffen mit dem syrischen Präsidenten Ahmet Sara wurde weder von österreichischen noch von syrischen oder internationalen Medien dokumentiert. Das Fehlen visueller und inhaltlicher Belege wirft Fragen zur diplomatischen Transparenz auf. Besonders bei multilateralen Plattformen wie den Vereinten Nationen wird erwartet, dass solche Kontakte öffentlich nachvollziehbar sind. In Österreich, wo staatliches Handeln als überprüfbar gelten muss, sorgt die Intransparenz für Unbehagen.
Ein Treffen mit dem türkischen Außenminister Hakan Fidan während der UN-Generalversammlung in New York konnte nicht bestätigt werden. Das letzte dokumentierte Gespräch fand am 8. Mai 2025 beim informellen Treffen der EU-Außenminister in Warschau statt und behandelte Themen wie Gaza und die EU-Beziehungen. Dass dieses Gespräch während der UN-Woche nicht wiederholt wurde, deutet auf eine begrenzte diplomatische Verbindung hin.
Offizielle Quellen zum Treffen:
Facebook-Seite des türkischen Außenministeriums:
https://www.facebook.com/MFATurkiye
Offizielle Website des türkischen Außenministeriums – Warschau-Treffen:
https://www.mfa.gov.tr/sayin-bakanimizin-varsova-ziyareti.de.mfa
•Getty Images – Video und Archivmaterial des Treffens:
https://www.gettyimages.de/fotos/hakan-fidan-warschau-2025
Das Treffen fand nicht während der UN-Generalversammlung statt, sondern auf einer früheren EU-Plattform. Es gibt keine öffentlich zugänglichen Bilder oder Dokumente, die ein neues Treffen während der UN-Woche belegen.
In der österreichischen Presse wurde Meinl-Reisingers außenpolitisches Auftreten kritisch kommentiert. Martina Salomon, ehemalige Chefredakteurin und heutige Herausgeberin der „Kurier“, schrieb am 19. September 2025: „Österreich ist leider von der Weltpolitik abgekoppelt.“ Sie kritisierte, dass Österreich seine Vermittlerrolle verloren habe und stattdessen die Außenministerin durch Hyperaktivität in der Ukraine auffalle.
„Der Standard“ stellte unter dem Titel „All-in-Politikerin“ die Nachhaltigkeit ihrer dreifachen Rolle infrage und verwies auf den Rückgang im Vertrauensindex. Medien wie DPA (Deutschland), OC Media (Georgien) und European Western Balkans würdigten zwar ihr diplomatisches Engagement, bemängelten jedoch die Inkonsistenz zwischen Rhetorik und konkretem Handeln.
Auf den offiziellen Social-Media-Kanälen des Außenministeriums und der NEOS finden sich keine visuellen Belege für Kontakte mit Syrien oder der Türkei während der UN-Woche. Dieses Fehlen lässt vermuten, dass die Gespräche entweder nicht stattfanden oder bewusst nicht dokumentiert wurden. Aus Sicht der diplomatischen Transparenz ist dies problematisch, da es das öffentliche Informationsrecht beeinträchtigt und die Rechenschaftspflicht der österreichischen Außenpolitik infrage stellt.
Die Zeitung Exxpress kritisiert das Budget von rund 20 Millionen Euro für die Kampagne zur Kandidatur Österreichs für einen nichtständigen Sitz im UN-Sicherheitsrat 2027–2028. Vertreter der FPÖ und SPÖ werfen der Ministerin vor, öffentliche Mittel für persönliche PR-Zwecke zu verwenden und die diplomatische Bühne zur Eigenprofilierung zu nutzen.
Die Krone Zeitung stellt Meinl-Reisingers Ukraine-Reisen und ihre Aussagen zum Gazakrieg als Bruch mit dem österreichischen Neutralitätsprinzip dar. Die FPÖ bezeichnet sie als „NATO-Beate“ und verweist auf ihre Aussage: „Wir sind militärisch neutral, aber nicht politisch.“
Die Presse bewertet Meinl-Reisingers Auftritt bei ZiB 2 als „müde, aber scharf“. Ihre Gaza-Erklärungen, in denen sie Hamas und Israel im selben Kontext nennt, werden als rhetorisch riskant und diplomatisch unausgewogen kritisiert.
Im Gespräch mit US-Außenminister Marco Rubio äußerte Meinl-Reisinger Verständnis für die „America First“-Doktrin. Diese Aussage wurde als Abkehr von europäischen Werten und als Zustimmung zur einseitigen US-Außenpolitik gewertet.
Während der UN-Generalversammlung wurde ein angebliches Treffen mit Syriens Präsident Ahmet Sara weder visuell noch inhaltlich dokumentiert. Auch ein Gespräch mit dem türkischen Außenminister Hakan Fidan konnte nicht bestätigt werden. Die fehlende Transparenz bei diplomatischen Kontakten wird als strukturelles Defizit gewertet.
Das Magazin Profil kritisiert Meinl-Reisingers Dreifachrolle als Außenministerin, Parteivorsitzende und Regierungsvertreterin unter dem Titel „All-in-Politikerin“. Trotz hoher medialer Präsenz bleiben konkrete Ergebnisse aus. Der Rückgang im APA-Vertrauensindex wird als Indikator für öffentliche Skepsis gewertet.
Die Wochenzeitung Falter bemängelt die Diskrepanz zwischen wertebasierter Rhetorik und diplomatischer Wirkung. Die Gaza-Erklärungen seien ideologisch aufgeladen, aber operativ leer.
Beim Treffen mit Palästinas Außenminister Riyad al-Maliki fehlte eine englische Übersetzung. Meinl-Reisingers sichtbare Irritation wurde von ORF und Die Presse als diplomatisch unangemessen gewertet. Ihre Mimik und Gestik wurden als herablassend interpretiert – ein Verhalten, das im diplomatischen Kontext als unangemessen gilt.
Ihre Körpersprache in TV-Auftritten wie ZiB 2 wurde als widersprüchlich kritisiert. Trotz des Versuchs, ein selbstbewusstes Bild zu vermitteln, wirkten ihre Gestik, Mimik und Stimmmodulation unkontrolliert und ablenkend. Besonders bei Gaza-Erklärungen wurde ihr Ton als emotional, aber oberflächlich bewertet.
Inhaltlich fehlte es ihren Gaza-Erklärungen an historischer und kultureller Tiefe. Regionen wie Gaza, Jerusalem und Palästina erfordern diplomatische Sensibilität, die über politische Aussagen hinausgeht. Während Kreisky die Palästina-Frage historisch, humanitär und geopolitisch einordnete, blieb Meinl-Reisingers Rhetorik auf europäische Werte und humanitäre Hilfe beschränkt.
Auf die spöttischen Kommentare von Dmitri Medwedew reagierte Meinl-Reisinger mit dem Hinweis auf „hybride Angriffstaktiken“. Diese Reaktion wurde als mediale Reflexantwort gewertet und steht im Widerspruch zur traditionell abwägenden österreichischen Diplomatie.
Fazit
Meinl-Reisingers außenpolitische Performance zeichnet sich durch hohe Sichtbarkeit, jedoch geringe strukturelle Verankerung aus. Zwischen Anspruch und Wirkung, Repräsentation und Inhalt, Tempo und Tiefe entsteht das Bild einer Diplomatie im Übergang – präsent, aber fragil.
Das ist gut so!Aber…
Beate Meinl-Reisinger strebt eine mutige, sichtbare und normative Rolle in der Außenpolitik an. Diese Ambition ist legitim, erzeugt jedoch Spannungen mit dem Neutralitätsprinzip und der innenpolitischen Balance. Nicht dokumentierte Kontakte, Inkonsistenzen zwischen Aussagen und Handlungen sowie sinkende öffentliche Unterstützung spiegeln diese Brüche wider. Unsere Analyse basiert auf langjährigen Beobachtungen.
Die Kritik konzentriert sich auf die auffällige, aber inhaltlich wenig konsistente außenpolitische Kommunikation. Genannt werden dokumentationsarme Kontakte, rhetorische Überfrachtung, Neutralitätsverstöße und ein Mangel an diplomatischer Substanz. Ob ein „Lehrling“ im Amt – wie sie sich selbst bezeichnet – diese Defizite mit Demut ausgleichen kann, bleibt offen.
Zudem wird bemängelt, dass bei Reisen und Auftritten Symbolik häufig konkrete Initiativen überlagert. Der Vorwurf, Österreichs Außenpolitik sei zu stark EU-zentriert und übernehme Brüsseler Vorgaben, ohne nationale Interessen ausreichend zu berücksichtigen, ist ebenfalls präsent.
Meinl-Reisinger entgegnet, Österreich sei in die EU-Außen- und Sicherheitspolitik eingebunden und diese Integration sei mit der Neutralität vereinbar. Ihre Verteidigung stützt sich auf ein zeitgemäßes Verständnis, das militärische und politische Dimensionen einbezieht. Auf Kritik an hohen Ausgaben und symbolischen Gesten antwortet sie, Außenpolitik brauche Sichtbarkeit und klare Signale – eine Argumentation, die nicht alle überzeugt.
Persönlich tritt sie zugänglich und respektvoll auf, ihr Kommunikationsstil neigt jedoch gelegentlich zur impulsiven Selbstermächtigung.
Wir nehmen dies zur Kenntnis und respektieren es.
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