Tony Blair in Gaza: Der altbekannte „Fuchs“ kehrt zurück – als Friedensbeobachter. Kritiker fragen: Wie kann man dem Fuchs den Hühnerstall überlassen:
Blair in Gaza: Ein Affront gegen historische Verantwortung
von Birol Kilic, Analysen und Beobachtungen aus Wien, 04.10.2025
Tony Blair soll laut US-Präsident Trump eine Schlüsselrolle im Friedensrat für Gaza übernehmen. Doch wer den Architekten des Irakkriegs zum Verwalter eines traumatisierten Gebietes macht, ignoriert nicht nur die Geschichte – er verhöhnt sie.
Die vorgeschlagene Rolle von Tony Blair für Gaza ist nicht bloß eine diplomatische Entscheidung, sondern eine Provokation gegen das kollektive Gedächtnis der Völker des Nahen Ostens. Die Figur, die im Irakkrieg mit der Lüge über „Massenvernichtungswaffen“ Millionen Leben beeinflusste, wird heute in einer traumatisierten Region wie Gaza erneut als „Problemlöser“ präsentiert. Das ist kein Frieden – das ist die Institutionalisierung von Misstrauen.
Lieber Misstrauen als einem alten Fuchs mit dieser Vergangenheit zu vertrauen und bitter enttäuscht zu werden. Eine Analyse auf Basis von Fakten und Beobachtungen
Blair führte Großbritannien 2003 in einen völkerrechtswidrigen Krieg, gestützt auf manipulierte Geheimdienstinformationen. Hunderttausende starben, die Region wurde destabilisiert, radikale Organisationen wie der IS und Al-Nusra gewannen an Boden. Bis heute leidet die Zivilbevölkerung unter den Folgen.
Die Chilcot-Kommission bestätigte 2016, dass Blair militärisch handelte, bevor diplomatische Mittel ausgeschöpft waren. Eine juristische Aufarbeitung blieb aus – ein politisches Versagen mit globaler Tragweite.
Nun soll derselbe Mann Gaza „befrieden“ – mit Rückendeckung der Trump-Regierung. Das ist keine Friedenspolitik, sondern die institutionalisierte Fortsetzung westlicher Arroganz. Wer Blair in Gaza installiert, überlässt den Hühnerstall dem Fuchs – und riskiert, dass nicht nur Eier zerbrechen, sondern jede Form von Vertrauen.
Während die Suche nach Frieden im Nahen Osten weitergeht, taucht der Name Tony Blair erneut in einem von US-Präsident Donald Trump unterstützten Übergangsplan für die Verwaltung des Gazastreifens auf. Blair soll an die Spitze dieser Struktur treten – entsprechende Gespräche laufen mit Golfstaaten und den Vereinten Nationen. Doch der Vorschlag stößt aufgrund seiner Vergangenheit sowohl bei palästinensischen Gruppen als auch in der internationalen Öffentlichkeit auf heftige Kritik.
Ist die Kritik an Tony Blair also ungerecht? Lassen Sie uns die Beobachtungen, Analysen und Quellen gemeinsam prüfen.
Tony Blairs vorgeschlagene Rolle in Gaza ruft starke öffentliche Reaktionen hervor. Die Frage „Gibt es denn keine anderen Menschen?“ steht im Raum. Seine Verantwortung im Irakkrieg und die Tatsache, dass er trotz „falscher Geheimdienstinformationen“ nie juristisch belangt wurde, werden von palästinensischen Gruppen erneut thematisiert. Kritiker argumentieren, dass diese Ernennung keinen Frieden bringt, sondern eine neue Welle des Misstrauens auslöst.
Tony Blairs Rolle in Gaza ist nicht nur eine diplomatische Entscheidung, sondern eine Provokation gegenüber dem kollektiven Gedächtnis der Völker des Nahen Ostens. Der Mann, der mit der Lüge über Massenvernichtungswaffen Millionen Leben im Irak beeinflusste, wird nun als „Problemlöser“ für eine traumatisierte Region präsentiert. Das ist keine Friedenspolitik – das ist die Institutionalisierung von Misstrauen.
Blair war 2003 als britischer Premierminister gemeinsam mit den USA für die Invasion im Irak verantwortlich. Als Kriegsgrund wurden Massenvernichtungswaffen genannt – ein Vorwand, der sich später als unbegründet herausstellte. Der offizielle britische Untersuchungsbericht, der Chilcot Report, dokumentierte detailliert Blairs Versäumnisse und die Fehler in der Entscheidungsfindung: The Guardian – Chilcot Report
Irakkrieg und Blairs Verantwortung
Blairs Invasion des Irak im Jahr 2003 gemeinsam mit den USA beruhte auf der Behauptung von Massenvernichtungswaffen. Doch später stellte sich heraus, dass diese Behauptungen unbegründet waren. Blair erklärte öffentlich, dass es sich um einen „Geheimdienstfehler“ gehandelt habe, und bat um Entschuldigung.
The Guardian – Chilcot-Bericht
https://www.theguardian.com/uk-news/2016/jul/06/iraq-war-inquiry-key-findings-tony-blair-chilcot:
CNN – Blairs Entschuldigung
https://edition.cnn.com/2015/10/25/europe/tony-blair-iraq-war-apology/index.html
Zivile Opfer und akademische Studien
Die Zahl der zivilen Todesopfer im Irakkrieg wird unterschiedlich geschätzt. Laut Iraq Body Count wurden seit 2003 etwa 200.000 zivile Todesfälle dokumentiert.
Iraq Body Count
https://www.iraqbodycount.org/
Einige akademische Studien schätzen diese Zahl auf 500.000 bis 1 Million. Besonders die von PLOS Medicine veröffentlichten Untersuchungen berücksichtigen auch indirekte Auswirkungen des Krieges.
PLOS Medicine
https://journals.plos.org/plosmedicine/article?id=10.1371/journal.pmed.1000415
Schwere Vorwürfe! Hier sind die Quellen
Die Verbindung von al-Nusra und HTS zu al-Qaida – BBC
Die direkte Verbindung von al-Nusra zu al-Qaida, der Übergang zu HTS und die Führungsstruktur werden detailliert dargestellt.
https://www.bbc.com/news/world-middle-east-54153187
Irak nach Blair und regionale Radikalisierung – Chatham House
Das durch Blairs Irak-Invasion entstandene Machtvakuum ebnete den Weg für den Aufstieg von IS und al-Nusra.
https://www.chathamhouse.org/2023/06/iraq-20-years-on-lessons-and-legacies
Timber Sycamore: CIA-gestützte Waffenlieferungen – The Guardian
US-Waffen gelangten über das Timber-Sycamore-Programm zu al-Nusra.
https://www.theguardian.com/us-news/2016/jan/05/us-arming-syrian-rebels-cia-timber-sycamore
Waffenlieferungen an radikale Gruppen in Syrien – US-Senat
Im US-Senat wurden militärische Unterstützungen für al-Nusra und ähnliche Gruppen öffentlich diskutiert.
https://www.foreign.senate.gov/hearings/us-policy-toward-syria-09262023
Jihadistische Reorganisation nach al-Qaida – EUISS
Das EUISS analysiert die Fragmentierung und Reorganisation jihadistischer Gruppen in Syrien.
https://www.iss.europa.eu/content/jihadist-fragmentation-syria
Die Vergangenheit von Abu Muhammad al-Julani – PBS Frontline
Ahmad al-Shara (al-Julani) und seine Rolle bei HTS und al-Nusra – von den USA als „Globaler Terrorist“ eingestuft.
https://www.pbs.org/wgbh/frontline/article/abu-mohammad-al-jolani-hts-leader-profile
Der Aufstieg des IS im Irak – CNN
Wie der IS nach Blair im Irak an Macht gewann und welche regionalen Auswirkungen dies hatte.
https://edition.cnn.com/2014/06/12/world/meast/who-is-isis/index.html
HTS-Führungsstruktur und al-Qaida-Verbindungen – Bellingcat
Open-Source-Analyse zur Struktur von HTS und ihrer Verbindung zu al-Qaida.
https://www.bellingcat.com/news/mena/2021/03/15/hts-leadership-structure-and-al-qaeda-links
Israel und Iran am Abgrund – EUISS
Nach dem Krieg 2025 analysiert das EUISS die Neuaufstellung salafistischer Gruppen und Europas Sicherheitsstrategien.
https://www.iss.europa.eu/publications/briefs/israel-and-iran-brink-preventing-next-war
UN-Sanktionen gegen Iran – PBS NewsHour
Die diplomatischen Auswirkungen der erneuten Sanktionen auf militante Strukturen.
Iraks fragile Stabilität – Chatham House
Analyse der instabilen Lage im Irak nach Blair im Kontext regionaler Umbrüche.
Fazit: Wenn man dem Fuchs den Hühnerstall bzw. Gazza als Friedensbeobachter überlässt.
Frage: Ist Tony Blairs vorgeschlagene Rolle nicht genau das? Nämlich die eines Beobachter in Gaza. Ist das nicht wie einem Fuchs den Hühnerstall anzuvertrauen?
Nein! Diese Metapher trägt nicht nur den Zorn der Bevölkerung, sondern auch den Schmerz des historischen Gedächtnisses. Die Quellen sind eindeutig. Denn dieser „Fuchs“ hat bereits in anderen Ställen mit dem Vorwand „falscher Geheimdienste“ Spuren hinterlassen und sich anschließend die Hände gewaschen und zurückgezogen.
Der von Blair auch initiierte Irakkrieg hat das Leben von Millionen Menschen zerstört. Noch heute überziehen der IS und verwandte radikale Organisationen wie Al Nusra (heute als HTS in Syrien) , die aus den Trümmern dieses Krieges hervorgegangen sind, die Region und die EU mit Blut.
US-Außenministerium – Terroristenerklärung zu Julani (2013)
https://2009-2017.state.gov/r/pa/prs/ps/2013/05/209499.htm

Und nun wird dieselbe Figur in einer traumatisierten Region wie Gaza als „friedensstiftender Engel“ präsentiert – ist das nicht sowohl ethisch als auch intellektuell ein unhaltbarer Vorschlag?
Philosophisch betrachtet ist diese Entwicklung in Gaza nichts anderes als eine Verweigerung historischer Verantwortung. Blairs Vergangenheit ist nicht nur ein politischer Fehler, sondern ein Wendepunkt, an dem das kollektive Gewissen geprüft wurde. Seine Ernennung bedeutet daher nicht die Herstellung von Frieden, sondern die Institutionalisierung von Misstrauen.
Ironisch ist, dass Blair selbst bei der Verwendung des Wortes „Entschuldigung“ in der Vergangenheit nicht sich selbst, sondern die amerikanischen Geheimdienste beschuldigte. Merken Sie es nicht? Dieselbe Person tritt nun erneut auf die Bühne – diesmal mit Rückendeckung der Trump-Regierung – um die Zukunft eines Volkes mitzugestalten. Das ist nicht nur eine politische Entscheidung; es ist der Zusammenbruch des globalen ethischen Systems.
Diejenigen, die sich dafür einsetzen, dass eine Figur mit sauberer Vergangenheit und öffentlich anerkanntem Gewissen die Verantwortung für Gaza übernimmt, versuchen nicht nur eine Region zu schützen, sondern das Gedächtnis der Menschheit. Denn wenn man dem Fuchs den Hühnerstall überlässt, zerbrechen nicht die Eier – sondern die Stille. Das ist nicht nur eine Metapher; es ist eine durch historische Erfahrung belegte These. Natürlich kann ich mich irren. Ich bin bereit, durch Gegenargumente überzeugt zu werden. Aber diese Frage zu stellen ist sowohl eine moralische als auch eine analytische Pflicht – und eine Gewissensverantwortung gegenüber der Geschichte.
Wir wünschen der Bevölkerung von Gaza, den Nachbarländern und der gesamten Region Frieden und das Beste – und natürlich auch für die Welt.