Telegram-Gruppen in der Türkei handeln offen mit Auftragskillern, Schießaufträgen, Körperverletzung und Drogen. Die Jugend wird gezielt angesprochen, das organisierte Verbrechen breitet sich sogar international aus.
Murat Taşcan, Berlin, 13.10.2025
In der Türkei hat die organisierte Kriminalität auf digitalen Plattformen ein unfassbares Ausmaß erreicht. In Telegram-Gruppen wird offen mit Auftragskillern, Schießaufträgen, Körperverletzung, Inkasso und Drogen gehandelt – teilweise wie auf einem Marktplatz. Ausgerechnet die zur Milli-Görüş-Bewegung gehörende Zeitung Milli Gazete erstattet im Namen der Öffentlichkeit Anzeige. „Ausgerechnet“ deshalb, weil die AKP, die seit 23 Jahren an der Macht ist, aus der Ideologie von Milli Görüş hervorgegangen ist, ihr Personal zu 90 Prozent aus deren Reihen stammt und weil sie seit Jahren über alle Kaderschulen, insbesondere die dem Bildungsministerium unterstehenden Imam-Hatip-Schulen, die Jugend ideologisch indoktriniert hat.
In der Türkei gibt es mehr als 110.000 Moscheen und über 200.000 religiöse Imame, die vom Staat – also von den Steuerzahlern – finanziert werden, obwohl nicht alle Menschen sunnitische Muslime sind. Die Jugend verabscheut die jahrelange Ausbeutung religiöser Gefühle und den Missbrauch der Religion. Und nun warnt ausgerechnet Milli Gazete im Namen der Bevölkerung und schreibt:
„Diese Nachricht ist eine Anzeige im Namen der Öffentlichkeit! Milli Gazete warnt: Haben Sie jemals eine Anzeige für einen Auftragskiller gesehen?“
Jugendliche im Alter zwischen 14 und 20 Jahren sind längst in allen Hinterhöfen Istanbuls bekannt – vor allem dort, wo viele sunnitisch-kurdische Familien ohne Perspektive leben. Sie geben sich als Mafia aus, imponieren sozial schwachen Menschen und enden dabei oft tödlich. Diese Gruppen agieren inzwischen auch international: in Griechenland, Italien, Spanien, Russland, Georgien und bald vielleicht sogar innerhalb der EU führen sie Auftragsmorde aus.
Wir geben hiermit den Bericht der „Milli Gazete” vom 13.10.2025 (heute) von Ahmet Sesli aus dem Türkischen unter Angabe der Quelle weiter:
Diese Meldung ist eine öffentliche Warnung! Haben Sie jemals eine Anzeige für einen Auftragsmörder gesehen?
Gewalt und Verbrechen vollziehen sich begleitet von einer erschreckenden Eskalation! Was früher heimlich in den dunklen Gängen der Unterwelt geflüstert wurde, wird heute in Telegram-Gruppen offen wie eine „Dienstleistung“ angeboten und verkauft. Die Screenshots, die uns vorliegen, zeigen eindrücklich, wie weit das organisierte Verbrechen mittlerweile fortgeschritten ist. In digitalen Chatrooms werden Anzeigen aller Art geteilt – von Hinrichtungen über Schlägereien bis hin zu gefälschten Ausweisen und Drogenverkäufen.
In der Türkei erreicht die organisierte Kriminalität auf digitalen Plattformen ein unfassbares Ausmaß. Telegram-Gruppen handeln offen mit Auftragskillern, Schießaufträgen, Körperverletzung, Inkasso und Drogen – teilweise wie auf einem Marktplatz. Milli Gazete erstattet im Namen der Öffentlichkeit Anzeige.
Die digitale Evolution der Unterwelt in der Türkei hat ein unfassbares Ausmaß erreicht. Wir haben die in Telegram-Gruppen offen veröffentlichten Anzeigen für „Auftragskiller“, „Schießaufträge“, „Körperverletzung“, „Inkasso“ und „Drogenhandel“ aufgedeckt und im Namen der Öffentlichkeit eine Anzeige erstattet.
Gewalt und Verbrechen erleben eine erschütternde Transformation! Früher wurden solche Taten in den dunklen Gassen der Unterwelt geflüstert, heute werden sie in Telegram-Gruppen wie Dienstleistungen versteigert und gehandelt. Screenshots, die uns vorliegen, zeigen das unglaubliche Ausmaß der organisierten Kriminalität. In digitalen Chatrooms werden Anzeigen von Hinrichtungen über Körperverletzung bis zu gefälschten Identitäten und Drogenhandel veröffentlicht.
Die stark zunehmende organisierte Kriminalität und Bandenbildung in der Türkei gewinnt in den Chatgruppen der digitalen Welt eine neue, beängstigende Dimension. Im Gegensatz zu traditionellen Syndikaten organisieren sich diese neuen Gruppen über soziale Medien und präsentieren ihre Taten wie ein Geschäft. Besonders junge Menschen werden gezielt angesprochen.
STRAFVERHANDLUNGEN UNTER DEM NAMEN „CHATGRUPPEN“
Die Chatverläufe, die unserer Zeitung vorliegen, zeigen, dass kriminelle Handlungen wie „Inkasso“, „Körperverletzung“, „Schießaufträge“ oder sogar „illegale Ausreise ins Ausland“ Käufer finden – ähnlich wie Produkte auf einer E-Commerce-Plattform. In Gruppen wie „Tetikçi Mekânı“, „Istanbul Tetikçi“ und „Daltonlar“, die über verschlüsselte Apps wie Telegram gegründet wurden und Hunderte Mitglieder haben, konkurrieren die Anzeigen miteinander.
AUFTRAGSKILLER-ANZEIGEN NACH STADT
Beispiele aus den Gruppen:
-
„Dringend Auftragskiller für Istanbul gesucht – DM“
-
„Haus/Geschäft egal, Einzeltäter oder Team, Schießauftrag möglich. Hälfte der Zahlung vorher, Hälfte nach Abschluss.“
Diese Nachrichten zeigen, wie dreist Verbrecher geworden sind. Die Preisspannen reichen von Kurierdiensten in Ankara bis zu Körperverletzung, Brandanschlägen oder Schießereien in Istanbul. Selbst Angebote wie „Übergang nach Bulgarien – 3000 €“ für Schleusungen ins Ausland existieren.
KEINE GRENZEN BEI STRAFDIENSTLEISTUNGEN
In diesen Gruppen, die zu einer „Verbrechensbörse“ geworden sind, gibt es praktisch keine Grenzen mehr:
-
Drogenverkauf
-
Waffenhandel
-
Zugang zu persönlichen Daten
-
Gefälschte Ausweise, Geld- und Passangebote
Diese Nachricht ist eine Anzeige im Namen der Öffentlichkeit!
FRAGE: WURDEN HINRICHTUNGEN ONLINE GEHANDELT?
All diese Anzeigen werfen die Frage auf, ob in letzter Zeit verübte Hinrichtungen und Verbrechen ebenfalls in solchen Gruppen angekündigt und verhandelt wurden.
NACHFRAGE NACH STRAFTATEN STEIGT
Der Aufruf „Job in Istanbul vorhanden – gute Täter sollen sich melden“ zeigt, dass eine „Lieferkette“ für die Ausführung von Straftaten existiert. Während einige nach Mitarbeitern für „Schießaufträge“, „Körperverletzung“ oder „Inkasso“ suchen, bieten andere sich selbst als Killer an.
Das beweist, dass Verbrechen heute nicht mehr aus ideologischen oder persönlichen Rachemotiven, sondern als reines Geschäft durchgeführt werden.
EIGENE „ STRAFETHIK“ DER GANGS
In diesem digitalen Kriminalitätsmarkt haben die Täter sogar ihre eigenen „Geschäftsregeln“ festgelegt:
-
„Hälfte der Zahlung vorher, Hälfte nach Abschluss“
-
„Referenzen und Beweise nach Abschluss“
Diese Praktiken zeigen, dass sich innerhalb dieser neuen Kriminalitätswelt ein eigenes „Vertrauens- und Ethiksystem“ entwickelt hat.
KRIMINALITÄTSRATE UM 108 % GESTIEGEN
Offizielle Daten des Justizministeriums zeigen, dass die Kriminalitätsrate in der Türkei um 108 % gestiegen ist, ein Beweis für den Übergang von Verbrechen aus den dunklen Straßen in die digitale Welt.
WOHER KOMMT DIESE DREISTIGKEIT?
Was sind die Gründe für die zunehmende Brutalität in diesen Gruppen? Woher kommt der Mut, solche Nachrichten zu posten – oft mit echtem Namen und offenem Profilbild?
JUGEND OHNE ZUKUNFT WIRD ANGEZOGEN
Experten betonen, dass die neuen Banden, inspiriert von Zeichentrickfiguren, besonders junge Menschen durch soziale Medien anziehen. Luxusautos, Waffen und unbegrenztes Prestige fördern die Bindung an diese Gruppen.
VERBRECHER STELLEN SICH ALS „HELDEN“ DAR
Im Unterschied zur traditionellen Unterwelt nutzen diese neuen Gruppen soziale Medien als Status- und Prestigeinstrument. Die Gruppe „Daltonlar“ hat 1149 Mitglieder – ein Beweis für die große Reichweite dieser kriminellen Anziehungskraft. Manche Mitglieder geben an, „im Hausarrest“ zu sein, präsentieren ihre Straftaten jedoch als „Heldengeschichten“ und verwandeln sie in Statussymbole.
Diese Nachricht ist eine Anzeige im Namen der Öffentlichkeit!