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Geständnis von Boris Johnson: Die dunkle Anatomie britischer Waffendiplomatie

Boris Johnson, ehemaliger Premierminister des Vereinigten Königreichs .(c) Wikipedia

1979 wurden Panzer an den Iran verkauft, aber nie geliefert. Später gingen sie an Saddam.  Boris Johnson: „Typisch britisches Manöver… Das haben wir auch in Palästina gemacht.“

Andreas Günes, Berlin, 18.10.2025

Historischer Hintergrund: Der Iran-Deal und seine Folgen  

Die öffentliche Aussage des ehemaligen britischen Premierministers Boris Johnson offenbart eine historische Realität, die lange Zeit diplomatisch verschleiert wurde. Großbritannien verkaufte 1979 Chieftain-Panzer im Wert von rund 400 Millionen Pfund an den iranischen Schah Reza Pahlavi, lieferte sie jedoch nach der Revolution nicht aus. Geständnis des ehemaligen britischen Premierministers Boris Johnson: „Großbritannien verkaufte 1979 Panzer an den iranischen Schah Reza – für rund 400 Millionen Pfund. Wir haben das Geld genommen, aber die Panzer nie geliefert. Dann wurde der Schah gestürzt. Wir haben die Panzer erneut an andere verkauft. Einige davon sogar an Saddam Hussein. Typisch britisches Manöver… Das haben wir auch in der Palästina-Frage gemacht.“

 

Diplomatische Ethik: Kalkül statt Verantwortung?  

Diese Aussage ist nicht nur ein Eingeständnis vergangener außenpolitischer Praktiken, sondern auch ein Hinweis auf die strategisch-ethische Haltung der britischen Diplomatie aus der Kolonialzeit, an der Sie bis heute festhalten. Sie nutzen immer den Vorwand der „Freundschaft”, um Ihre Interessen durchzusetzen, wie zuletzt in Syrien, als Sie den ehemaligen IS-Mitglied und späteren AL-Nusra-Chef (HTS-Codename) Golani mit Hilfe der USA und Saudi-Arabiens an die Regierung brachten.

Die Schulden aus diesem Geschäft wurden erst 2021 offiziell beglichen und sind unter dem Begriff „International Military Services (IMS) debt“ dokumentiert.

Historisch betrachtet gab es in den 1970er-Jahren ein Waffenabkommen zwischen Großbritannien und Iran, das später strittig wurde. Im Rahmen dieses Abkommens bestellte Iran Chieftain-Panzer aus Großbritannien und zahlte rund 400 Millionen Pfund. Nach der Revolution von 1979 erfolgte jedoch keine Lieferung. Diese Schuld war jahrzehntelang Gegenstand diplomatischer Spannungen zwischen den beiden Ländern und wurde schließlich im Jahr 2021 von Großbritannien an Iran zurückgezahlt. In offiziellen Quellen wird dieser Vorgang als „International Military Services (IMS) debt“ bezeichnet.

Palästina-Vergleich: Ein Muster britischer Einflussnahme  

Besonders brisant ist Johnsons Verknüpfung dieser Episode mit der Palästina-Frage. Die britische Rolle im Nahen Osten besonders in Syrien – von der Balfour-Deklaration bis zu heutigen geopolitischen Manövern – wird dadurch erneut zur Diskussion gestellt. Die Aussage legt nahe, dass Großbritannien wiederholt militärische und diplomatische Hebel eingesetzt hat, um regionale Machtverhältnisse zu beeinflussen – oft ohne Rücksicht auf langfristige Stabilität oder moralische Verantwortung.

Systematische Täuschung oder strategische Notwendigkeit?  

Solche Geständnisse werfen grundlegende Fragen auf: Wie weit darf staatliche Strategie gehen, bevor sie zur systematischen Täuschung wird? Und welche Verantwortung tragen Demokratien für die Folgen ihrer Rüstungs- und Interventionspolitik?

 Johnsons Worte als Spiegel britischer Außenpolitik  

Johnson spricht hier nicht nur über Geschichte, sondern über ein Muster. Die britische Außenpolitik erscheint in diesem Licht als kalkulierte Interessenpolitik, die ethische Prinzipien dem geopolitischen Nutzen unterordnet. Die Konsequenzen solcher Manöver – ob im Iran, Irak oder Palästina – sind bis heute spürbar.

Quellen  

https://www.bbc.com/news/uk-60400347  

https://www.theguardian.com/world/2022/feb/23/uk-to-pay-iran-400m-after-nazanin-zaghari-ratcliffe-release  

https://www.milliyet.com.tr/dunya/boris-johnsondan-netanyahu-itirafi-kullandigi-sahsi-banyomda-dinleme-cihazi-bulundu-7202418

Andreas Günes

Redaktion, Türkische Allgemeine

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Andreas Günes

Redaktion, Türkische Allgemeine
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