Austro-türkische Soldaten im österreichischen Bundesheer: „Wehrdienst mit Stolz“
von Birol Kilic, Beobachtungen und Analysen aus Wien, 10.10.2010
Im Zuge der letzten Ausgabe (September 2010) der „Yeni Vatan“ ( Neue Heimat Zeitung), in der wir auf Türkisch über türkischstämmige Soldaten im österreichischen Bundesheer berichteten, erhielten wir sehr viele Resonanzen. Da der Artikel jedoch auf Türkisch verfasst wurde, wollten vor allem unsere österreichischen, interessierten Leser wissen, was alles im Bericht wiedergegeben wurde.
Kurz und prägnant:
Der Bericht hatte ein Eidschwur-Ereignis stolzer türkischstämmiger Soldaten im österreichischen Bundesheer als Thema und fand im Ambiente des Schloss Schönbrunns statt. Das historische Schloss Schönbrunn war Gastgeber der Zeremonie für Eidschwur des Österreichischen Bundesheers am 13. August 2010. Äußerst agil und wendig traten die türkischstämmigen Soldaten bei der Schwurzeremonie auf.
Die Zeremonie fing mit der Begrüßung des Wiener Brigadiers Karl Schmidseder und des Hietzinger Bezirksobmanns DI Heinz Gerstbach an. Im Anschluss wurde die österreichische Fahne gehisst. Es war nicht zu übersehen, dass die türkischstämmigen Soldaten während der Zeremonie ziemlich nervös waren.
Der Brigadier, Dr. Karl Schmidseder, den wir vor der Zeremonie kurz nach seiner Meinung gefragt hatten, erklärte seine Zufriedenheit darüber, dass es im Bundesheer auch austro-türkische Staatsbürger gibt. Zur „Yeni Vatan“-Zeitung deklarierte er: „ Es ist schon sehr erfreulich, dass türkischstämmige Soldaten bei uns im Bundesheer sind. Sie alle sind gute und vollkommen integrierte Soldaten in Österreich.“ Der türkischstämmige Stabsfeldwebel Serkan Eyigüler, der wiederum Befehlshaber vieler Österreicher und unter anderem türkischstämmiger Soldaten ist, erzählte, dass auch er stolz und erfreut sei, im österreichischen Bundesheer dienen zu dürfen. „Ich bin ziemlich froh, dass ich ein Teil des österreichischen Bundesheers bin. Man empfindet schon einen gewissen Stolz, wenn man Österreich dienen kann.“, so Eyigüler.
Der höchstdisziplinierte Stabsfeldwebel ergänzte, dass es unter seiner Brigade auch türkischstämmige Soldaten gibt, doch untereinander würde man sich nur auf Deutsch verständigen. Die zu erwähnenden Namen der neuen austro-türkischen Soldaten heißen wie folgt:
Kerem Karakucak, Hakan Demirci, Mehmet Kocak, Idris Diktas, Tolga Diktas, Muhammed Durmaz und Mehmet Kocak. Einer der Soldaten, der sich auch unter anderem als stolz erklärte, im österreichischen Bundesheer als Soldat dienen zu dürfen, meinte: „Ich bin froh, dass ich im Bundesheer bin. Manchmal werden wir gefragt, warum gerade „wir“ diese Pflicht eingehen und nicht auf die Option eines Zivildienstes zurückgreifen? Meine Antwort darauf: „Ein gestandener Mann zieht den Militärdienst, dem Wehrersatzdienst vor. Ohne im Schlamm gekrochen zu sein bzw. an seine Grenzen zu gehen, fehlt einem die Erfahrung, welche die Einstellung eines „wahren“ Mannes formt.“ Ein anderer türkischstämmiger Soldat, Hakan Demirci, der sogar aufgrund des Wehrdienstes von Salzburg nach Wien gekommen ist, schmiedet für die Zeit nach dem Heer weitere Pläne. Er plant ein Studium in Wien, welches unter anderem auch ausschlaggebend für seine Entscheidung, in die Bundeshauptstadt Österreichs zu ziehen, war.
Türkischstämmige Soldaten betonten auch, dass im österreichischen Bundesheer andere Religionen vollwertig respektiert werden. Dies zeige sich vor allem hinsichtlich der Mahlzeiten, welche den vorgeschriebenen Besonderheiten der muslimischen Soldaten entsprechen. Auch während des Fastenmonats „Ramadan“ dürfen die Soldaten zu Hause bleiben. Grundsätzlich wird jegliche Form von Rassismus nicht toleriert. Auch Familienangehörige der türkischstämmigen Soldaten waren bei der Zeremonie anwesend. Familie Karakucak, welche auch mit enormer Aufregung zu kämpfen hatte, meinte, dass sie auf ihren Sohn ganz stolz sei. Grenadier Kerem Karakucak meinte sogar, dass er nach dem verpflichtenden Militärdienst dem Bundesheer erhalten bleiben und hier seine berufliche Laufbahn weiterführen möchte.