Griechischer Gesundheitsminister: „Es ist durchaus möglich, dass wir eines Nachts mit F-35 nach Ankara kommen.“
von Birol Kilic, Analysen und Beobachtungen aus Wien, 25.07.2024
Es ist bedauerlich, dass sich die Situation zwischen Griechenland und der Türkei seit dem 20.07.2024 wieder so melodramatisch zugespitzt hat. Aber die griechischen Politiker:innen und die Mehrheit der Medien in Griechenland leben davon. Schade…
Griechen und Türken lieben das Melodramatische. Vor allem das mit „Ich komme an einem unbekannten Abend ohne Verabredung und werde dich…“.
Griechisch-türkische Melodramen
Laut Definition ist das Melodram „eine faszinierende Theater- und Filmform, die starke emotionale Geschichten mit dramatischer Musik zu einem intensiven Erlebnis verbindet. Durch die Betonung von Gefühlen wie Liebe, Eifersucht und Heldentum spricht das Melodram direkt das Herz an und lässt den Zuschauer die Handlung intensiver erleben. “
Aber das Wort „Drama“ ist griechisch, und die Griechen sind in der Geschichte bis heute für ihr „Drama“ bekannt und haben die ganze EU unter Druck gesetzt, weil sie angeblich „Lösegeld“ für ihre Kultur verlangen, die eigentlich „altgriechisch“ war und wenig mit den heutigen Griechen zu tun hat, die eine Mischung aus viel Türkischem, Albanischem, Ägyptischem, Ungarischem und Persischem sind.
Alles orthodox-christlich natürlich, wo ich auch zum Teil in Istanbul in dieser Atmosphäre aufgewachsen bin. Zwischen den Griechen und den Türken gibt es als Menschen kein Problem, wenn man nicht über die Geschichte redet. Jeder sieht den anderen nur halb und sieht das Positive und die Gemeinsamkeiten nicht so sehr, obwohl sie so groß sind.
Es gibt kein Volk, das den Griechen so ähnlich ist wie die Türken und umgekehrt. Sie sind sich sogar zu ähnlich. Man bekommt als türkische Person Angst vor so vielen Ähnlichkeiten und fragt sich immer: „Warum sind wir nicht ein gemeinsames Land…“! Das geht sowieso nicht… Wir müssen lernen zusammen zu leben.
Darum fliehen jetzt alle modernen mittelständigen Bürger:innen aus der Türkei auf die griechischen Inseln, weil die Türkei zu teuer geworden ist und das gleiche gegenüber 30 bis 50 Minuten, weil sie die gleiche Kultur haben, essen und trinken. Die Türkinnen und Türken lassen viel mehr Geld dort, als ein durchschnittlicher Tourist aus einem anderen Land, der mit All-Inclusive-Paketen nach Griechenland kommt. Das sollte man unterstützen.
Was nicht gut ist. Schreiben wir jetzt!
Prof. Dr. Necdet Basa ist einer der wichtigsten Berater des Präsidenten der Türkischen Republik Nordzypern. Ersin Tatar hat als Chefberater in den letzten Wochen anlässlich der Befreiung Nordzyperns von der Türkei am 20. Juli 1974, die sich am 20. Juli 2024 zum 50. Mal jährt, folgendes gesagt: “Es gibt kein „bizonales und bikommunales föderales Zypern, sondern zwei getrennte, unabhängige Staaten auf der Grundlage souveräner Gleichheit. Die beiden souveränen Staaten auf Zypern haben keine Souveränität über den anderen. Für die türkische Nation sind rassistische Obsessionen wie die Megalo- und Enosis-Idee inakzeptabel.”
Ich denke, wir sollten jetzt auch die griechische Seite zu Wort kommen lassen bzw. die Entwicklungen der nächsten Tage ab dem 20. Juli 2024 beobachten, damit die deutschsprachigen Leser:innen eine Vorstellung davon bekommen, wie 9 Millionen Griechen, die vor einigen Jahren bankrott gingen und von der EU mit Steuergeldern gerettet wurden hier hinter den Kräften der EU und der USA gegen die Türkei eine Flagge gezeigt haben. Wir sehen hier, dass es ein großes Konfliktpotential gibt, welches der EU nichts Gutes bringen wird. Hier versuchen die USA und Frankreich Fehler aus der Vergangenheit zu wiederholen, durch eisernen Waffenlieferungen an Griechenland (F35 bis andere…) und der Verstärkung des Konfliktpotentials zwischen zwei NATO-Ländern. Dadurch bringen sie Unheil, wie zwischen den Nachbarn Ukraine und Russland.
Aber jetzt muss ich ohne Kommentar die letzten Entwicklungen an Sie weitergeben. In Reaktion auf die Zuspitzung der Debatte nahm der griechische Gesundheitsminister wie folgt Stellung: „Es besteht die Möglichkeit, dass wir eines Nachts mit F-35 nach Ankara kommen.“
Mit welchem Ziel? Aussagen des türkischen Verteidigungsministeriums nicht nachvollziehbar
Nachdem in der griechischen Presse ein Video des türkischen Verteidigungsministeriums mit dem Titel „Ich kann eines Nachts plötzlich kommen“ veröffentlicht wurde, nahm der griechische Gesundheitsminister im Kabinett Andonis Samaras, Spyridon-Adonis Georgiades, Stellung. In seiner Reaktion sagte Georgiades, dass ein Überraschungsangriff auf Ankara mit F-35-Kampfflugzeugen (die ab 2028 von den USA geliefert werden) durchaus eine Option sei. Wir sollten hier auch betonen, dass wir kein Verständnis dafür haben, dass das türkische Vereinigungsministerium (siehe unten) eine solche unterschwellige Botschaft an Griechenland gesendet hat. Das ist nicht gut.
Auch nach dem 50. Jahrestag der Friedensoperation auf Zypern bleibt die Kontroverse zwischen der Türkei und Griechenland über den Kommentar „Wir können eines Nachts plötzlich nach Ankara kommen“ bestehen. Der Kommentar des Verteidigungsministeriums der Republik Türkei „Rufen Sie mich nicht so herzlich an, ich kann eines Nachts plötzlich kommen“ in der Beschreibung des Videos, das vom Verteidigungsministerium zur Feier der Operation von 1974 ausgestrahlt wurde, hat in der griechischen Presse ein breites Echo hervorgerufen.
In seiner Rede vor dem Fernsehsender OPEN sagte Georgiades: „Die wiederholte Verwendung des Ausdrucks ‚plötzlich eines Nachts‘ ist für mich Anlass zur Heiterkeit“.
Ein Flug mit F-35 in die Türkei ist grundsätzlich möglich. Die Frage sei erlaubt, ob Ihnen die jüngsten Ereignisse im Jemen bekannt sind. Unter der Voraussetzung, dass F-35 Kampfflugzeuge zur Verfügung stehen, die nicht vom Radar erfasst werden, wäre ein nächtlicher Abschuss dieser Flugzeuge über Ankara jederzeit möglich. An dieser Stelle sei angemerkt, dass eine solche Handlung seitens der griechischen Regierung nicht beabsichtigt ist. Diese Argumentation steht jedoch in einem gewissen Kontrast zu den Aussagen Erdogans. Wie wollen Sie nachts nach Griechenland einreisen? Mit den Flugzeugen, über die Sie verfügen. Es steht außer Frage, dass die türkische Luftwaffe über begrenzte Kapazitäten verfügt.
Nach dem Kauf der S-400-Abwehrsysteme durch die AKP-Regierung wurde die Türkei sowohl aus dem Hersteller- als auch aus dem Käuferprogramm der NATO ausgeschlossen. Der Ausschluss erfolgte, weil die Türkei zuvor am F-35-Herstellerprogramm teilgenommen hatte. Der Kaufpreis für den F-35 in Höhe von zwei Milliarden US-Dollar wurde von der NATO einbehalten, da die Türkei zuvor am F-35-Herstellerprogramm teilgenommen hatte. In der Folge konzentrierte sich Ankara auf die Beschaffung von F-16-Kampfflugzeugen und Modernisierungspaketen zur Erneuerung der veralteten Flotte, die aus den USA bezogen werden sollten. Im Rahmen des Abkommens wurden 40 F-16 und 79 Modernisierungspakete im Wert von 23 Milliarden US-Dollar geliefert. Die Lieferung der F-16 an die Türkei stand jedoch unter dem Vorbehalt der Zustimmung des US-Kongresses. Aufgrund der griechischen Lobby im Kongress wurde beschlossen, Griechenland 40 F-35 im Wert von 8,6 Milliarden US-Dollar zu liefern. Griechenland erhielt somit das modernste Modell des Kampfflugzeugs F-35, während die Türkei ein modifiziertes Modell desselben Typs F-16 für 23 Milliarden US-Dollar erhielt.
Am Jahrestag der Friedensoperation auf Zypern ist die Kontroverse zwischen der Türkei und Griechenland, die sich in der provokativen Formulierung „Wir können eines Nachts plötzlich kommen“ manifestiert, nach wie vor ungelöst. In der Beschreibung des Videos, das vom Ministerium für Nationale Verteidigung zur Feier der Operation von 1974 ausgestrahlt wurde, fand der Satz „Ruft mich nicht so herzlich, ich kann eines Nachts plötzlich kommen“ ein breites Echo in der griechischen Presse. In diesem Zusammenhang stelle sich die Frage, ob das Kampfflugzeug KAAN ein adäquater Ersatz für die F-35 sei.
Spyridon-Adonis Georgiades führte in seiner oben erwähntenRede weiter aus, dass die Beschaffung der F-35 sowie der Fregatten zu einer Erhöhung der militärischen Schlagkraft führen würde. Die Beschaffung von F-16 Viper-Kampfflugzeugen würde zu einer Erhöhung der Resilienz führen. „Wir werden eine größere Resilienz haben, wenn wir Verteidigungsbündnisse mit den USA und Frankreich eingehen.”
Die Aussagen des pensionierten Generalleutnants der Luftwaffe, Erdoğan Karakuş, gegenüber der Hürriyet wurden in der griechischen Presse breit diskutiert. „Unsere Verteidigungsindustrie ist deutlich größer als die griechische“, erklärte Karakuş und wies darauf hin, dass die Türkei als Hersteller von UCAVs und Drohnen große Fortschritte bei Luftverteidigungssystemen gemacht habe. Griechenland befinde sich in dieser Hinsicht noch in der Anfangsphase, so Karakuş. Diese Einschätzung basiere auf der Annahme, dass die Türkei jederzeit in der Lage sei, Griechenland anzugreifen. Diese Haltung sei von einer tiefen Angst vor einem türkischen Angriff geprägt. In einem solchen Szenario sei man sich bewusst, dass die türkische Luftwaffe entsprechend reagieren würde.
Die Türkei, so Karakuş, verfüge zwar nicht über die F-35, plane aber, diese Lücke mit dem KAAN zu schließen, der bis 2028 einsatzbereit sein soll. Das Jahr 2028 ist von entscheidender Bedeutung, da Griechenland ab diesem Zeitpunkt voraussichtlich die ersten F-35 aus den USA erhalten wird. Im Falle eines Angriffs auf Athen, so Karakuş, werde Ankara unsichtbar beschossen.
Hier die Reaktionen des griechischen Verteidigungsministers Nikos Dendias
Bereits einige Tage vor dem Jahrestag der Friedensmission hatte der griechische Verteidigungsminister Nikos Dendias erklärt, dass er die schändlichen Feierlichkeiten der türkischen Zyprioten und die seit einem halben Jahrhundert andauernde illegale Präsenz der türkischen Besatzungsarmee auf Zypern aufs Schärfste verurteile. Dendias machte keine neuen oder anderen Aussagen. Dies ist nicht die erste Äußerung eines griechischen Verteidigungsministers.
Erdoğan kritisiert hart
Nach diesen Worten wandte sich Staatspräsident Erdoğan auch an den griechischen Ministerpräsidenten Mitsotakis und sagte, er habe gehört, dass auch dieser in Südzypern sei. Er gehe davon aus, dass Mitsotakis ihn nicht wie Dendias verspotten werde. Eine solche Reaktion sei nicht beabsichtigt. „Wenn man nicht an eine solche Reaktion denkt, braucht man sich keine Sorgen zu machen. Wir machen weiter und gehen unseren Weg“.
Nach seiner Rückkehr nach Zypern äußerte sich Erdoğan gegenüber Journalisten erneut zu Dendias. In seiner Erklärung warnte Erdoğan Premierminister Mitsotakis in einem warnenden Ton: „Es ist bedauerlich, dass der griechische Verteidigungsminister Nikos Dendias Erklärungen abgegeben hat, die offensichtlich in Unkenntnis unseres Treffens mit Premierminister Mitsotakis gemacht wurden. Es gibt keine unverschämtere und unanständigere Äußerung als die Behauptung, die Türken seien dort Besatzer. Es wäre daher angebracht, dass Herr Mitsotakis den Verteidigungsminister in dieser Angelegenheit zur Ordnung ruft.“
Auch der griechische Gesundheitsminister Georgiades hat sich in seiner Stellungnahme im Sender OPEN zum Fall Dendias geäußert: Man kann nicht leugnen, dass die Fortschritte Griechenlands in der Türkei Irritationen hervorrufen. Die Republik Türkei wird in der öffentlichen Wahrnehmung im Allgemeinen mit einer aggressiven Außenpolitik in Verbindung gebracht. Angesichts des jüngsten Vorfalls erscheint die Frage durchaus berechtigt, ob die Regierung in Ankara durch gezielte Provokationen eine Verschlechterung der Beziehungen zu Griechenland anstrebt. Dendias hat in seiner Erklärung keine neuen oder anderen Aussagen über die Haltung der Türkei gemacht.
Fazit
Was wir wirklich brauchen, ist Frieden. Für den Frieden brauchen wir mehr Empathie und in diesem Fall null “Arroganz der Macht” und Chauvinismus. Frieden in der Heimat, Frieden in der Welt!
( Birol Kilic, Analysen und Beobachtungen aus Wien, 25.07.2024)
Quellen:
https://youtu.be/zcmvsozn2xg?si=MGQioJtx2A46xHpy
https://www.facebook.com/photo/?fbid=10219658393930403&set=a.10203901296092805
Makarios: Charismatischer Führer oder Architekt der Katastrophe?
https://www.tuerkische-allgemeine.de/2024/07/16/makarios-charismatischer-fuehrer-oder-architekt-der-katastrophe/