Der vermeintliche deutsche Konzertveranstalter Esmat Ejah aus Syrien entpuppte sich nach Angaben verschiedener türkischer Medien als Mafiaboss in Deutschland! Festnahme in der Türkei. Er entkam den Deutschen, die Türken schnappten ihn und schickten ihn über Interpol zurück nach Deutschland. Ist es ein Wink mit dem Zaunpfahl der Regierung in Ankara, dass die Türkei im vergangenen Jahr zur Nummer eins der organisierten Kriminalität in Europa aufgestiegen ist?
ANTALYA. Esmat Ejah, ein Drogenboss, der einer Polizeirazzia in Deutschland entkommen war, wurde im März in Antalya festgenommen. Das Verfahren gegen Esmat Ejat in der Türkei war am Vortag abgeschlossen worden. Der Drogenboss wurde an Deutschland ausgeliefert.
Syrien Deutschland Türkei Rauschgifthandel
Der in Syrien geborene 35-jährige Esmat Ejah, Spitzname Sammy Miri, wurde in Deutschland innerhalb kurzer Zeit durch das gemeinsam mit dem bekannten Rapper 18 Karat gegründete Musiklabel und die von ihm organisierten Konzerte bekannt.
Im Jahr 2020 knackte die deutsche Polizei die Codes der Anwendung “EncroChat” und entschlüsselte 40.000 Nachrichten, aus denen hervorging, dass Esmat Ejah der Kopf einer internationalen Kokainmafia war. Die Ermittlungen ergaben, dass Ejah an der Spitze eines Drogenschmuggels im Wert von 17 Millionen Euro stand.
HAUSDURCHSUCHUNG ANGEORDNET
Ende Juni 2021 führte die deutsche Polizei eine Razzia in der Luxusvilla von Esmat Ejah am Phoenix-See in Dortmund durch. Es stellte sich heraus, dass Ejat wenige Sekunden vor der Razzia in seinem Luxussportwagen geflohen war und sich auf dem Weg nach Marbella in Spanien befand. Ejat wurde von Interpol zur Fahndung ausgeschrieben.
“FANGT MICH, WENN IHR KÖNNT”
Esmat Ejat, der sein luxuriöses Leben ständig auf seinen Konten in den sozialen Medien mit anderen teilt, schrieb zu seinen Posts “fangt mich, wenn ihr könnt”.
POSTEN IN DER TÜRKEI DENUNZIERT
Die Polizei in Antalya nahm den Post schließlich auf: “Als ich ein Kind war, bat ich Gott um ein Fahrrad. Aber ich wusste, dass das nicht möglich war, also stahl ich ein Fahrrad und bat Gott um Vergebung” unter dem Foto in einem Luxushotel in Antalya. Ejat wurde am 16. März in dem Hotelzimmer, in dem er sich versteckt hatte, von der Polizei festgenommen.
ANTRAG AUF PROZESS IN DER TÜRKEI ABGELEHNT
Ejads Antrag, seine Auslieferung nach Deutschland zu verhindern, wurde am Vortag abgelehnt. Ejad, dessen Antrag auf ein Gerichtsverfahren in der Türkei abgelehnt worden war, wurde am vergangenen Freitag nach Deutschland ausgeliefert. Ejad wurde in ein Gefängnis in Nordrhein-Westfalen gebracht.
So berichtet DW 25.12.2- Die Türkei will aus der Liste
Laxe Geldwäschegesetze, leichte Einbürgerung, mangelhafte Strafverfolgung – die Türkei wird für internationale Kriminelle immer attraktiver. Der neue Innenminister hat ihnen nun den Kampf angesagt.
Laxe Gesetze und goldene Pässe
Für Experten gibt es vier Hauptgründe, warum die Türkei in den vergangenen Jahren für viele Kriminelle zur zweiten Heimat geworden ist. Erstens seien die Gesetze gegen Geldwäsche zu lasch. Zweitens habe die Regierung fast jedes Jahr eine Amnestie für Wirtschaftskriminelle erlassen. Drittens ist die Einreise aus vielen Ländern ohne Visum möglich. Und viertens können Reiche schnell türkische Staatsbürger werden.
Wer 500.000 Dollar in der Türkei investiert oder für drei Jahre auf einem Bankkonto deponiert oder für 400.000 Dollar eine Immobilie erwirbt, kann die türkische Staatsbürgerschaft beantragen. Laut Kristin Surak von der London School of Economics and Political Science, die ein neues Buch über diese so genannten “goldenen Pässe” geschrieben hat, lassen sich jedes Jahr weltweit mehr als 50.000 Menschen auf diese Weise in einem anderen Land einbürgern. Fast die Hälfte dieser “goldenen Pässe” werden von Ankara ausgestellt.
Auch führende Mitglieder internationaler Banden können die türkische Staatsbürgerschaft erhalten, wenn sie die üblichen Voraussetzungen erfüllen und zum Zeitpunkt der Einbürgerung kein Interpol-Haftbefehl gegen sie vorliegt.
Furkan Sezer, ehemaliger Leiter der Abteilung für Wirtschaftskriminalität bei der Istanbuler Polizei, beobachtet die Szene seit Jahren. Seiner Einschätzung nach lassen sich viele Kriminelle erst einbürgern und bringen dann ihr Vermögen ins Land. Das sei dank der jährlichen Amnestie sehr einfach. Diese erlaubt es natürlichen oder juristischen Personen, ihr nicht deklariertes Vermögen im In- oder Ausland bei den Finanzbehörden anzumelden, teilweise sogar steuerfrei.