16.März: Warum ist Kants Botschaft “Stehende Heere müssen mit der Zeit ganz aufhören” heute so wichtig?

Birol Kilic, Analyse und Beobachtungen aus und in. Wien  16.03.2024

Warum sollte man den 22. April 2024, den Geburtstag von Kant (1724-1804), nicht vergessen?

Wir schauen auf die Ukraine und auf die Krimtataren. Wir schauen auf die USA und auf Russland… Wir schauen und lesen den Titel der NZZ von heute, 16.03.2024, “Die Krimtataren sind Russlands Kanonenfutter…” mit einem Interview mit Refat Tschubarow, dem Anführer der Krimtataren.

Für uns treffen alle fünf zu

Das Interview mit dem NZZ-Ukraine-Korrespondenten und Experten gibt einen ausgezeichneten und objektiven Überblick mit einer sehr bemerkenswerten und traurigen Geschichte kann die Überschrift aus dem Zitat des ukrainischen Tatarenführers mit fünf Wirkungen zusammenfassen: “Schockierend, warnend, Ausdruck der Hilflosigkeit, schmerzlich und traurig”… Für uns treffen alle fünf zu!

Wir brauchen Kant mehr denn je

In Wien feiern wir Kant, weil er uns in den chaotischen und kriegerischen Zeiten des 18. Jahrhunderts an die Kraft der Vernunft erinnert hat, die wir im 21. Jahrhundert mit dieser Kriegsmaschinerie und der für jeden Missbrauch offenen Technologie bis hin zur KI mehr denn je brauchen. Warum?

Am 22. April 2024 feiern wir den Geburtstag von Kant, der in seiner Schrift “Zum ewigen Frieden” schrieb: “Stehende Heere sollen mit der Zeit ganz aufhören…”.

Kant schrieb, dass stehende Heere ihrem Wesen nach ständig zum Krieg gerüstet sind und somit eine latente Bedrohung für andere Staaten (siehe USA, dann Russland, dann China sogar Griechenland und Türkei, Saudi Arabien, Israil etc.) darstellen. Kant sieht hier die Gefahr eines Wettrüstens oder verschiedener Präventivschläge.

16. März.2014 und 18.Mai: 2014: “Tage der Trauer und Tage des Kampfes”

Vor genau 10 Jahren, am 16. März 2014, überfiel Russland die Krim, die Heimat der Krimtataren, und führte unter dem Druck verkleideter russischer Soldaten ein sogenanntes Referendum durch. Das Mutterland Krim wurde von Russland vor vollendete Tatsachen gestellt. Die ukrainischen Tataren, Ureinwohner der Krim, wurden am 18. Mai 1944 auf Befehl des Führers der Sowjetunion, Josef Stalin, ohne Angabe von Gründen aus ihrer Heimat vertrieben. Obwohl seit der Deportation der Krimtataren 80 Jahre vergangen sind, ist der Schmerz nicht gelindert, der Schaden nicht ersetzt und das Geschehene nicht vergessen. Seit 80 Jahren ist der 18. Mai für die Krimtataren ein Tag der Trauer und des Kampfes. Und seit dem 16. März 2014 ist der Schmerz doppelt so groß.  16. März.2014 und 18. Mai: 2014 sind deshalb für die ukrainischen Tataren “Tage der Trauer und Tage des Kampfes”.

Refat Chubarov, Führer der Krimtataren, beantwortet Fragen des Kommentators der Türkischen Allgemeinen, Birol Kilic in Wien.

“Dann haben wir nur das Recht der Macht und nicht mehr die Macht des Rechts.”

Auf eine interessante Frage im Standard vom 11. März 2024 (2) antwortete der Anführer der Krimtataren Tschubarow in Wien wie folgt.

Standard:  “Dmitri Medwedew – Ex-Präsident, Ex-Premier und Vizechef des Sicherheitsrats der Russischen Föderation – hat eben erst wieder bewiesen, dass Russland nicht viel auf internationales Recht gibt. Wenn internationales Recht aber ausgehebelt ist, wie kann es weitergehen?”

Tschubarow: “Wenn wir kein internationales Recht haben, dann haben wir nur das Recht der Macht und nicht mehr die Macht des Rechts. Es braucht eine Reform, eine Transformation der internationalen Mechanismen. Das Fundament dieser Mechanismen muss Moral sein. Ein Beispiel: Was ist 2014 in der OSZE passiert? Am 27. Februar hat Russland die Aggressionen auf der Krim gestartet. Und die OSZE – also die Organisation, die genau eine solche Situation verhindern sollte – hat Ende Juni damit begonnen, das Thema zu diskutieren. Das Ergebnis war eine letztlich gute Resolution: Beschlossen wurde, dass die Okkupation gegen alle Prinzipien der Schlussakte von Helsinki verstößt. Und zwei Monate danach: Da haben alle möglichen westlichen Staatschefs Putin in der Normandie umarmt und abgeküsst.”

Das sind Kant’sche Gedanken. Für Tschubarow ist das sehr schmerzhaft, aber er erinnert uns an wichtige Werte, die wir als selbstverständlich hinnehmen, aber nicht sind. Gerade heute!

Heute im März 2024: Frankreich-Deutschland-EU-USA-Russland-China-Türkei-Israil-Iran etc.  Beziehungen sind mehr als besorgniserregend.

Integrität und Souveränität der Ukraine

Heute, am 16. März 2024, dem Jahrestag der illegalen Annexion der Krim, ist eine Verletzung des Völkerrechts, die nicht anerkannt werden kann, und infolgedessen ist die Unterstützung der territorialen Integrität und Souveränität der Ukraine eine Pflicht der internationalen Gemeinschaft.

“Der Mensch ist von so krummem Holz..”

Kant spricht aus der Erfahrung des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) und des Siebenjährigen Krieges (1756-1763), die sehr viele Tote, Verstümmelungen und Vergewaltigungen sowie massive Zerstörungen von Dörfern und Städten mit sich brachten…”. Am 5. April 1795 schlossen Preußen und Frankreich den Frieden von Basel in der Schweiz ….”. (1)

Kant ist de facto der Gründungsideengeber der UNO und der EU. Warum sprach Kant davon, dass “stehende Heere mit der Zeit ganz aufhören sollten” und die Frage ist, gilt das heute nicht mehr denn je? Wir sind keine Träumer! Kant auch nicht. Kant schreibt auch: “Der Mensch ist von so krummem Holz, dass aus ihm nichts Gerades werden kann; die Politik ist an ethische Grundsätze gebunden…”.

Daran hat sich trotz der Warnungen Kants im 19. Jahrhundert, im 20. und im 21. Jahrhundert nichts geändert. Jahrhundert wird, wenn wir nicht aufpassen, das Zeitalter der Diktatoren und der Illiberalen sein. Wir sprechen aus Erfahrung…

Deswegen können “stehende Heere” mit diesen scheinheiligen PolitikerInnen sehr schlimm enden. “Scheinheiligkeit ist die Sprache der Korrupten!” Hoffentlich ist das nicht erst der Anfang dieser hybriden Kriegsführung seit Jahren. Stehende Heere sind deshalb für Kant eine eklatante Bedrohung des Friedens, weil sie eine wesentliche Ursache für Kriege sind…

Kant warnte… 22. April.2024 Kants Geburtstag nicht vergessen.

Am 22. April 2024 feiern wir in Wien Kant als Mahner des 18. Jahrhunderts für den ewigen Frieden… Wir wollen Frieden. “Frieden zu Hause und Frieden in der Welt”, wie Atatürk, der Gründer der modernen Türkei, sagte. ( Birol Kilic, Analyse, Wien, 16.11.2024)

Quellen:

APA Berichte
Refat Tschubarow APA Wien Krimtataren-Führer gegen Waffenstillstandsverhandlungen

(1) http://historische-friedensforschung.org/veroeffentlichungen/weitere-veroffentlichtungen/karlheinz-lipp-pazifismus-in-der-pfalz-vor-und-waehrend-des-ersten-weltkrieges

(2) https://www.derstandard.at/story/3000000210560/tschubarow-russlands-invasion-hat-eine-chance-eroeffnet-dass-die-krim-ukrainisch-wird

Neue Zürcher zeitung
https://www.nzz.ch/

Kant kocht Türkisch
https://neueweltverlag.at/neues-buch-kant-kocht-tuerkisch/

Buch-PDF
https://neueweltverlag.at/?r3d=kant-kocht-2023

Birol Kilic

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