von Birol Kilic. Analyse und Beobachtungen aus Wien, 22.Mai.2024
Der griechische Gott Pontos ( Siehe das Bild) ist eine wichtige Figur in der griechischen Mythologie, insbesondere als Urgott des Meeres. Geboren von Gaia, der Verkörperung der Erde, spielt Pontos eine entscheidende Rolle in der Kosmologie der griechischen Mythologie.
Bei dieser Betrachtung und Analyse handelt es sich jedoch nicht um einen Mythos, d.h. eine einzelne mythische Erscheinung, oder um einen Mythos- oder Sagenkreis um Gottheiten, sondern um Tatsachen der nahen Vergangenheit und Gegenwart.
Tatsachen der Gegenwart
Seit dem 19. Mai 2024 wird in vielen hetzerischen griechischen rechtsextremen sozialen Netzwerken wieder heftig über die Pontus-Geschichte in Bezug auf die Türkei und TürkInnen diskutiert. Rechtsextreme türkische Gruppierungen bzw. linke, demokratische bzw. liberale TürkenInnen sind sich dessen, d.h. der täglichen Hetze von eher fragwürdigen Institutionen und Gruppierungen auf griechischer Seite, wirklich nicht bewusst. So kann man auf Dauer keinen Frieden schaffen. Wir müssen hier einen transparenten Blick schaffen und unsere LeserInnen über diese Fakten und Informationen von beiden Seiten aufklären.
Es gibt sehr viele ehrenvolle TürkenInnen und GriechenInnen
Für die TürkInnen in der Türkei oder in der Welt spielt Pontos und Griechenland de facto eine sehr untergeordnete Rolle im Vergleich zu Griechenland. Abgesehen von Urlaub, Essen, Trinken, griechischer Kultur etc. Vielleicht liegt es daran, dass sie nicht Griechenland oder Pontos sagen, sondern viele Feiern auch Griechenland etc. betreffen. Die TürkInnen und die offizielle Türkei wollen vor allem alle Feindseligkeiten und Massaker gegen die TürkInnen auf dem Balkan, besonders in Griechenland, vergessen, keine Denkmäler für die Toten errichten und das auch den Kindern beibringen. Aber wenn es von griechischer Seite Hetze gibt, wenn es diskutiert wird, kann es sehr bedenklich werden. Deshalb ist Aufklärung besser. „Ehre, wem Ehre gebührt“, sagt ein österreichisches Sprichwort. Es gibt sehr viele ehrenvolle TürkenInnen und GriechenInnen.
Niemand in der Türkei hetzt tagtäglich gegen GriechInnen und Griechenland und Fernsehen und Medien. Ganz im Gegenteil. Wenn man die Geschichte auf der anderen Seite lässt, mögen die TürkenInnen die GriechenInnen. Ich glaube, jede anständige Griechin versucht auch, die Gemeinsamkeiten zu finden und zu sehen, wie ähnlich sich die beiden Völker sind, abgesehen von der Religion, angefangen von der Esskultur, dem Tanz, dem (griechischen) Drama usw. bis hin zur Verrücktheit. Diese Ähnlichkeit ist manchmal erschreckend, beschämend und traurig und wirft die Frage auf, ob die beiden Völker, die so viele Gemeinsamkeiten haben, nicht auch Vorurteile haben, die aus der Geschichte herrühren.
Deshalb ist es für uns sehr interessant, was das Außenministerium der Türkischen Republik am 19. Mai 2024 in einer recht souveränen Presseerklärung zu PONTUS gesagt hat.
In einer schriftlichen Erklärung des Außenministeriums heißt es:
„Die 1994, 75 Jahre nach dem 19. Mai 1919, den wir als den Beginn unseres Unabhängigkeitskrieges betrachten, von rechtsextremen Gruppen in Griechenland mit populistischer Rhetorik erhobenen Forderungen nach Pontos sind unbegründet. Die 1994, 75 Jahre nach dem 19. Mai 1919, den wir als den Beginn unseres Unabhängigkeitskrieges betrachten, von rechtsextremen Gruppen in Griechenland mit populistischer Rhetorik erhobenen Ansprüche auf Pontos entbehren jeder Grundlage. Pontos“ ist lediglich ein Begriff aus der Antike. Die pontischen Aktivitäten des späten 19. Jahrhunderts sind eine Erweiterung des griechischen Plans der „Megali Idea“. Das Problem besteht im Wesentlichen darin, dass ein historischer Prozess, der zu einem Austausch zwischen der türkischen und der griechischen Bevölkerung geführt hat, ausgenutzt wird, indem er mit haltlosen Behauptungen überzogen wird. Diese Behauptungen zielen darauf ab, die türkisch-griechischen Beziehungen zu schädigen und die besonnenen Teile der griechischen Politik in eine schwierige Lage zu bringen. Unsere bilateralen Beziehungen zu Griechenland haben in letzter Zeit eine positive Dynamik entwickelt. Wir erwarten von der griechischen Regierung eine klare Haltung gegen die Bestrebungen einiger unverantwortlicher Politiker, die den kommenden Generationen ein Leben in Frieden und Ruhe unmöglich machen wollen“.
Zuvor hatte das türkische Außenministerium unter Außenminister Cavusoglu folgende scharfe Erklärung abgegeben.
Das türkische Außenministerium hat damals erklärt, dass die Erklärungen der griechischen Behörden zu den „Pontos“-Behauptungen wahnwitzige Erklärungen sind, die darauf abzielen, die Geschichte zu verzerren und von der Türkei zurückgewiesen werden.
In einer Erklärung des türkischen Außenministeriums hieß es damals: „Wir weisen die wahnwitzigen Erklärungen der griechischen Behörden entschieden zurück, die unter dem Vorwand des Jahrestages der unbegründeten ‚Pontos‘-Behauptungen abgegeben wurden und darauf abzielen, die Geschichte völlig zu verzerren. Es ist traurig zu sehen, dass die griechischen Behörden hartnäckig ihre Bemühungen fortsetzen, die Geschichte auf irrationale Weise zu verdrehen. Wir verurteilen auch die Bemühungen der Anti-Türkei-Lobbys, die öffentliche Meinung zu täuschen, indem sie diese verzerrten Behauptungen in Drittländern auf die Tagesordnung setzen. Anstatt auf die Hilfe künstlicher historischer Erzählungen zu hoffen, die mit der Realität unvereinbar sind, wäre es für Griechenland vernünftiger, sich den Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu stellen, die es während der griechischen Invasion und Besetzung Anatoliens begangen hat und die im Friedensvertrag von Lausanne aufgeführt sind, wie es im Bericht der Untersuchungskommission der alliierten Staaten heißt. Ebenso wäre es hilfreich, wenn diejenigen, die diese Behauptungen aufstellen, sich an die Gräueltaten und Grausamkeiten erinnern würden, die von den Griechen gegen andere religiöse oder ethnische Gruppen, insbesondere gegen die Türken, begangen wurden, einschließlich des Massakers von Tripolis im Jahre 1821. Wir fordern Griechenland auf, gemeinsame Anstrengungen für Frieden, Stabilität und eine blühende Zukunft auf der Grundlage der Zusammenarbeit zu unternehmen, anstatt die Tatsachen zu verdrehen“.
Die Frage aus Wien lautet: Wo ist und wo bleibt die Wahrheit?
Wir müssen beide Seiten mit Fakten und Beweisen hören, aber das Wichtigste ist: Was sagen die seriösen, unabhängigen und ehrenhaften HistorikerInnen mit Quellen dazu?
Freundschaft zwischen der Türkei und Griechenland ist besser als Feindschaft. Schauen wir uns die Beziehungen zwischen Deutschland und Frankreich in Europa in den letzten 500 Jahren an. Unglaublich tief und hoch, aber jetzt korrekter. Man versucht, Lehren aus der Geschichte zu ziehen, nicht Feindschaft.
Wir wollen Frieden und Freundschaft zwischen Griechenland und der Türkei. Ohne Geschichtsfälschung, Fake News oder Fake History.
Wir möchten bald auf beiden Seiten von seriösen, unabhängigen und ehrenhaften HistorikerInnen mit Fakten und Quellen unter die Lupe genommen werden.