Von Salim D.
Schauen Sie sich dieses Foto genau an.
Da sitzt nicht nur ein junges Mädchen. Auf diesem Stuhl sitzt der Schrei eines Volkes, die Hilflosigkeit einer Glaubensgemeinschaft, die Dunkelheit einer Region.
Die Blässe in ihrem Gesicht, das Schweigen, der Schrei „Rettet mich hier raus“ in ihren Augen… Das passt nicht in die verzerrten „Siegesgeschichten“ des Krieges.
Dieses junge Mädchen war eine Studentin in Syrien, die wegen ihrer alevitischen Identität studierte.
Sie war verlobt. Sie hatte Träume.
Eines Tages verschwand sie.
Dann tauchte dieses Bild in den sozialen Medien auf:
Ein blaues Tuch, das ihr gewaltsam über den Kopf gezogen wurde, daneben ein bewaffneter Wächter.
und die Erklärung: „Eine freiwillige Kämpferin der HTŞ unter der Führung von Golani ist geflohen.“
Freiwillig?
Ist eine junge Frau, die gewaltsam verschleiert wurde, deren Lippen beim Sprechen zittern und deren Augen um Hilfe flehen, freiwillig?
Ist die Definition der Freiwilligkeit so weit ausgehöhlt?
Wird der menschliche Wille so in den Saft eines Konfessionskrieges getaucht?
Schlimmer noch: Dies ist kein Einzelfall.
In nur einem Monat sollen in Syrien mehr als 60 junge Mädchen aus alevitischen Familien verschwunden und unter dem Vorwand der „Freiwilligkeit“ mit HTS-Militanten verheiratet worden sein.
Die meisten dieser Mädchen sind Aleviten.
Denn in diesem Krieg geht es nicht nur um Land.
Es ist ein Krieg gegen die Identität, den Glauben und die Frauen eines Volkes.
Frauen sind Beute, Identitäten sind Verbrechen, die Jugend ist das Ziel.
Dieses Foto sollte sich jeder an die Brust heften, der ein Gewissen hat.
Es darf nicht ignoriert oder normalisiert werden.
Wenn es kein Kriegsverbrechen ist, was dann?
Wenn dieses Schweigen keine Komplizenschaft ist, was dann?
Vergessen wir nicht, dass dieses Foto nicht nur eine Schande für Syrien ist, sondern für den gesamten Nahen Osten.
Und solange wir schweigen, wird diese Schande immer größer.
Denn wenn Frauen ihres Willens beraubt werden, verlieren nicht nur sie.
Ein ganzes Volk verliert.
Eine Zukunft geht verloren.
Die Menschheit verliert.
Salim D.
Quellen:
